Wie funktioniert das eigentlich?

Fahren.

Morgens um ca.8 Uhr geht es los. Unsere Fahrer sitzen in den beiden Kühlfahrzeugen. Sie fahren mehr als 30 Einzelhandelsgeschäfte ab und nehmen die Waren entgegen. An dieser Stelle einmal ein herzliches Dankeschön an die Mitarbeiter im Einzelhandel, die so viel Vorarbeit für uns leisten. Die Waren werden dann zu unseren Räumen „Am Feldchen 10“ gebracht. Zusätzlich gibt es Sonderfahrten zu Speditionen, die für Lebensmittelkonzerne gespendete Palettenware transportieren und zwischenlagern.

Sortieren.

Viele ehrenamtliche Helfer stehen bereit, die Waren zu sortieren. Grundsatz: Nur, was ich esse, geht in die Ausgabe. Das sind noch sehr gute Lebensmittel. Wie das kommt? Ein Beispiel: Im Supermarkt liegt ein ganzes Netz guter Kartoffeln, aber eine ist faul. Niemand kauft den Sack, ist ja klar. Dieser Sack ist unverkäuflich.

In der Tafel wird der Sack geöffnet, die faule Kartoffel entfernt, die anderen etwas abgespült und wieder verpackt. Voilà, ein Sack bester Kartoffeln. Dieser Arbeitsaufwand ist für die Supermärkte nicht kalkulierbar, da die Lohnkosten den Wert der Kartoffeln übersteigen würden. Die Mitarbeiter der Tafel arbeiten ehrenamtlich.

Bei der Auswahl der Lebensmittel, die wir ausgeben, sind wir sehr genau und beachten alle Hygienevorschriften. Es kommen keine Lebensmittel in die Ausgabe, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Wohl aber haben wir vieles, was kurz vor diesem Datum ist.
Besonders freut uns, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich in der Tafel engagieren. Sie sagen: „Wir wollen nicht einfach nur nehmen, wir wollen auch etwas tun!“ und nebenbei üben sie sich in der deutschen Sprache.

Die Kunden kommen

Menschen, die durch ihre prekäre wirtschaftliche Situation am Existenzminimum ihren Haushalt führen müssen, können durch die Tafel Unterstützung erhalten. Siehe die Grundsätze Bundesverband Deutsche Tafel e.V.

Die Kunden der Tafel Merzig sind elektronisch erfasst und bekommen eine Chipkarte, die per Scanner gelesen wird. Neukunden melden sich mit Nachweis der Bedürftigkeit, z.B. durch ALG-Bescheid an. Dieser muss auch von Bestandskunden regelmäßig aktualisiert vorgelegt werden. Durch die Chipkarte wissen unsere Mitarbeiter wie groß ein Haushalt ist und teilen so die Portionen zu. Wir haben ein Rufnummernsystem um den Ablauf der Warenausgabe zeitlich verträglich zu gestalten.
Unser Grundsatz: Jeder bekommt gleichwertige Ware.

Wie wird das organisiert?

  • Die Lebensmittel bekommen wir von unseren Partnern.
  • Palettenware erhalten wir durch Spenden von großen Lebensmittelkonzernen, organisiert über den Landesverband der Tafeln Rheinland – Pfalz / Saarland e.V.
  • Schulen, Gruppen und Vereine sammeln vor Lebensmittelgeschäften haltbare Lebensmittel, die wir in der Tafel an unsere Kunden weitergeben.
  • Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind jährlich mehr als 11.000 Stunden in der „Tafel Merzig“ vor Ort.
  • Frank Paqué, seit über 25 Jahren Mitarbeiter der evangelischen Kirchengemeinde Merzig, wurde mit der Leitung der Tafel Merzig beauftragt. Gemeinsam mit einer Bürokraft im Minijob und einem 5-köpfigen Leitungsteam organisiert er alle Abläufe der Tafel Merzig.

Wie wird das finanziert?

  • Jeder Kunde bezahlt einen Obolus von 1,50,- € pro zugeteilter Portion. Mit diesen Einnahmen werden Kosten wie Miete, Strom, Heizung, Putzen, Entsorgung etc. beglichen.
  • Geldspenden von Privatpersonen und Sponsoren aus Merzig und der Region helfen die Finanzierung der „Tafel Merzig“ zu gewährleisten.
  • Die anfallende wöchentliche Arbeitszeit des Leiters der Tafel Merzig Herr Paqué wird von der evangelischen Kirchengemeinde Merzig aus Kirchensteuermittel finanziert.

Religiös neutral? Ja!

Es ist uns wichtig festzustellen, dass wir uns religiös neutral verhalten und in der Tafel keineswegs missionieren. Menschen aller Religionen sind willkommen und brauchen nicht zu befürchten, in ihrem Glauben bedrängt zu werden. Dennoch ist es uns auch wichtig zu sagen, dass wir als kirchlicher Träger eine Motivation haben. Jesus Christus spricht: „Wenn ihr eurem Mitmenschen zu essen gebt, ist es, als ob ihr mir zu essen gebt.“ (sinngemäß nach Mt 25). Oder mit den Worten des Buddhisten Mahatma Ghandi: „Wenn Dich ein Hungriger fragt ‚wo ist Gott?‘ dann gib ihm Brot und sage ‚hier’“.

Politisch neutral? Na ja.

Dass es in unserem Land eine Schieflage Arm – Reich gibt, bleibt anzumahnen, jeden Tag, immer wieder. Wir werden die Situation der Menschen am unteren Rand der Gesellschaft nicht grundsätzlich verändern können. Es obliegt nicht unseren Möglichkeiten den Armutslohn zu ändern, die moderne Sklavenhaltung durch Jobleasing abzuschaffen oder die Rente unter Sozialhilfeniveau aufzubessern.

Doch können wir, wie durch die Tafel, manchen Menschen ein wenig den täglichen Druck nehmen.

Es zeichnet eine Gesellschaft nicht aus, ob es gelingt, Menschen in Armut zu vermeiden oder abzuschaffen, sondern es zeichnet eine Gesellschaft aus, wie sie mit den Menschen am unteren Rande der Gesellschaft umgeht. In Merzig steht die Evangelische Kirchengemeinde Merzig als Organisator der „Tafel Merzig“ gemeinsam mit den Partnern und Sponsoren dafür ein, die Lebensqualität der betroffenen Menschen in Merzig und der direkten Umgebung ein wenig zu verbessern.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.tafel.de